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« Viele Mütter stillen zu wenig »

So lautet der Titel eines Artikels der Sonntagszeitung (26. Februar 2023). Es ist wohl die Frau die selber entscheidet ob sie stillen möchte, und wie lange. Aber sie sollte nicht allein stehen, ein Stillprojekt braucht ein stillfreundliches Umfeld, von der Familie über die medizinische Begleitung bis zum Arbeitsplatz. Wie der Artikel besagt, die ganze Gesellschaft muss das Stillen mittragen. Betreffend die Rahmenbedingungen in der Schweiz : ausbaufähig ! (siehe WBTi Indikator 1)

 

Zudem, was heisst « zu wenig stillen » ? Wir haben keine aktuellen Stilldaten, die letzte Erhebung geht zurück auf die Swiss Infant Feeding Study SWIFS 2014 und basiert bloss auf einer Stichprobenbewertung. In der Schweiz gibt es kein regelmässiges Monitoring mit relevanten Daten zum Stillen (siehe WBTi Indikator 10).

 

Wie im Artikel erwähnt hat The Lancet eine neue Artikelserie zum Stillen veröffentlicht https://www.thelancet.com/series/Breastfeeding-2023 und damit an die Artikelserie von 2016 anknüpft.

 

2023 befasst sich The Lancet mit dem aggressiven Marketing von Firmen, das die Unterstützung des Stillens untergräbt, und betont die Bedeutung des Internationalen Kodex. Wie es im Executive Summary heisst:

« Stillen hat nachweislich Vorteile für die Gesundheit von Müttern und Säuglingen sowohl in Ländern mit hohem Einkommen als auch in Ländern mit niedrigem Einkommen. Dennoch werden weltweit weniger als 50 % der Babys gemäss den WHO-Empfehlungen gestillt. »

 

Es geht um die Verbesserung der Rahmenbedingungen des Stillens, und vorallem um zwei grundlegende Massnahmen :

1) Korrekte und vollumfängliche Information der Eltern zum Unterschied zwischen dem Stillen und dem Ernähren mit einem Ersatzprodukt im Bezug zu die gesundheitlichen Langzeitfolgen für Kind und Mutter (denn Stillen trägt auch zur Gesundheit der Frau bei) ;

2) Implementierung des Internationalen Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten in die nationale Gesetzgebung, zum Schutze der Familien vor Werbung und Einflussnahme durch die Industrie (siehe WBTi Indikator 3)

 

So heisst es weiter im Executive Summary von Lancet :

« Jahrzehntelang hat die kommerzielle Milchnahrungsindustrie hinterhältige Marketingstrategien angewandt, um die Ängste und Sorgen der Eltern auszunutzen und die Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern zu einem Milliardengeschäft zu machen, das jedes Jahr rund 55 Milliarden Dollar einbringt. »

 

Vor diesem Hintergrund möchten wir gerne erneut auf die Empfehlungen der WBTi verweisen. Der Bericht WBTi Swiss ist 2020 erschienen und bewertet die Stillpolitik unseres Landes gemäss 10 Haupt-Indikatoren, zu welchen jeweils klare Empfehlungen ausgearbeitet wurden.

Stillen ist eine kollektive Verantwortung und soll von allen Teilen der Gesellschaft wirksam geschützt, gefördert und unterstützt werden.

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Weiterführende Themen

Babyfreundliches Spital (WBTi Indikator 2)

Greenfeeding – Stillen schützt Ressourcen